#17: 500 Krippen, Weihnachten mit 12 Gängen, das Geheimnis des langen Lebens
Shownotes
Die große Weihnachtsfolge!
Weihnachten in Italien ist etwas ganz Besonderes – und in Grado kommt noch die Tradition der Weihnachtskrippen hinzu, es sind bestimmt 500, die überall in der Stadt stehen. Die schönsten Bauten funkeln im Centro Storico.
Was gibt es zu Weihnachten an der Adria auf den Tisch? Ihr ahnt es: ganz, ganz viel. Doch um die Panettoni ist in diesem Jahr ein regelrechter Kulturkampf entbrannt. Zu Italiens bestem Weihnachtskuchen ist der Panettone aus dem »Ciacco Lab« in Mailand gewählt worden.
Sind die vielen Vereine das Geheimnis der italienischen Langlebigkeit? In Grado kommen auf 7500 Einwohner 50 aktive Vereine. Und der Bürgermeister muss bei jeder Weihnachtsfeier aufkreuzen.
Außerdem gibt es typisch italienische Glückstipps zum neuen Jahr.
Bücher unterm Weihnachtsbaum: »Alle weg« – hochwertig, dennoch nicht zu teuer und passend zur kühlen Jahreszeit, Molden, 22 Euro. Die Geschichten vom italienischen Weihnachtsessen sind Auszüge aus dem Buch.
Weihnachtsgedicht: »Paul auf den Bäumen« von Hanns Dieter Hüsch, gelesen von Ursula Kollritsch, Autorin von »Glücksorte rund um Weihnachten« (auch ein tolles Geschenk!), Instagram: @ursulakollritsch. Ihr Podcast heißt »Bücher feiern«.
Fragen, Wünsche, Anregungen?Wen wollt ihr mal als Gast hören, welche Themen soll ich mir vornehmen, was würdet ihr wirklich gern wissen?Schreibt mir: radioadria@gmx.de
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Instagram: @buch_und_wein
Blog: www.postausitalien.com
Der Podcast ist eine Produktion von www.studiovenezia.de
Transkript anzeigen
00:00:05: Buongiorno und herzlich willkommen bei Radio Adria, dem Podcast aus Italien.
00:00:10: Hier dreht sich alles um la deutsche vita, um das Lebensgefühl zwischen espresso und aperitivo, um die kleinen Geheimnisse und großen Geschichten dieses wunderbaren Landes.
00:00:21: Ich bin Stefan Maywald, Autor und Wahlitaliener aus Grado und ich nehme euch mit auf eine Reise voller Sonne, Genuss und Italianita.
00:00:31: Also zurücklehnen, entspannen und ein bisschen Italien ins Leben lassen.
00:00:37: Andiamo!
00:00:44: Buongiorno und willkommen zur Weihnachtsfolge vom Teddybär und mir aus dem Kinderzimmer meiner Tochter.
00:00:52: Und habt ihr schon alle Geschenke?
00:00:55: Seid ihr schon am Backen, am Kochen, am Einpacken?
00:01:00: Seid ihr auf dem Weg ins Einkaufszentrum oder zum Markt für letzte Besorgungen?
00:01:04: Was auch immer ihr tut.
00:01:07: Ich begleite euch!
00:01:08: für die nächste halbe Stunde.
00:01:11: Das wird eine ganz besondere Folge.
00:01:13: Sie funkelt und glitzert, denn es geht natürlich um Weihnachten in Italien und vor allem um Weihnachten hier in Grado, wo es ein paar Besonderheiten gibt.
00:01:23: Außerdem geht mein erstes Podcast-Jahr zu Ende.
00:01:26: Ich habe also doppelt zu feiern.
00:01:29: Und ich feiere mit euch allen.
00:01:32: Mehr als fünfzig tausend gehörte Folgen.
00:01:34: Es ist so wunderbar und übertrifft alle.
00:01:38: Meine Erwartungen.
00:01:39: Also eine große, dicke, weihnachtliche Umarmung euch allen.
00:01:45: Unten schmücken meine Frau und meine älteste Tochter gerade den Weihnachtsbaum, der aus Plastik besteht.
00:01:50: Wie fast überall in Italien.
00:01:52: Da ist man ziemlich schmerzlos.
00:01:55: Aber die Dinge ändern sich.
00:01:57: Inzwischen gibt es auch Tannenbaumverkäufer auf der Straße und im nächsten Jahr, ich schwör's euch, haben auch wir einen echten Baum.
00:02:06: Allein schon der Duft.
00:02:09: Auch sonst ändern sich gerade einige Dinge zumal in meiner Familie.
00:02:14: In Italien sind Adventsgrenze unbekannt.
00:02:17: Generell wird die Adventszeit nicht so sehr gefeiert wie in Deutschland oder in Österreich.
00:02:22: Aber bei uns schon.
00:02:25: Der Adventskranz, das sind bei uns halt vier dicke Kerzen auf einem Teller.
00:02:29: Tut's auch.
00:02:31: Auch gibt es erst seit wenigen Jahren Adventskalender für die Kinder.
00:02:35: Als meine Töchter noch klein waren, musste ich die Kalender immer in Österreich kaufen, aber inzwischen sind die Supermärkte hier gut ausgestattet.
00:02:45: Übrigens, meine Töchter hatten ohnehin immer das aller, aller beste Weihnachten, denn sie haben sowohl die Deutschen als auch die italienischen Traditionen mitbekommen.
00:02:56: Aus Deutschland den Adventskalender, aber auch den Nikolaus mit den Stiefeln vor der Tür.
00:03:00: Der ist in Italien wirklich noch unbekannt.
00:03:03: Natürlich Weihnachten selbst, aber dann eben auch die italienische Hexe Befana, die am sechsten Januar mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken kommt.
00:03:11: Und zusätzlich noch die Varvore, die Seehexen, was wiederum eine Gradesertradition zum fünften Januar ist.
00:03:20: Und damit wir etwas spezifisch österreichisches nicht vergessen, Mir hat letzte Woche, als ich kurz entkernten war, ein Krampus mit seiner Route auf den Hintern gehauen und zwar bizarrerweise in Bad Kleinkirchheim auf dem Gemeindeamt.
00:03:35: Zurück auf unsere Wohlfühlinsel.
00:03:38: Was in Grado schon immer Tradition hat, sind die Weihnachtskrippen.
00:03:43: So richtig gezählt hat sie keiner.
00:03:45: Offiziell sind es zweihundert.
00:03:47: Aber da jede Bar, jede Tatorier und auch viele Privatpersonen ihre Krippen errichten, schätze ich die Zahl auf fünfhundert.
00:03:56: Fünfhundert Krippen auf siebentausend Fünfhundert Einwohner, das ist nicht schlecht, oder?
00:04:01: Grado ist dafür wirklich in ganz Italien berühmt.
00:04:05: Es gibt sehr aufwendig gebaute Krippen, etwa mit einer Schilfhütte auf einem Bootsrumpf.
00:04:10: Und es gibt ganz kleine Krippen aus Muscheln, Strandgut oder Kieselsteinen.
00:04:15: Und... Eine Inotheker macht sie sogar seit Jahren aus Weinkorken.
00:04:20: Das kam ja etwas despektierlich vor, aber schon Jesus hat ja Wasser in Wein verwandelt, das passt also.
00:04:29: Ein abendlicher Bummel durch die Altstadt ist so ziemlich das Schönste, was man in der Vorweihnachtszeit unternehmen kann.
00:04:35: In Italien fängt Weihnachten, ohne die Adventszeit, zwar etwas später an, aber dafür bleiben die Krippen bis zum zehnten, fünften Januar stehen.
00:04:44: Ihr könnt also auch im neuen Jahr die Krippen bewundern.
00:04:48: Im letzten Jahr war eine große Krippe aus Grado sogar auf dem Petersplatz in Rom aufgestellt.
00:04:54: Das war eine riesige Ehre für den Ort.
00:04:57: Damals noch für Papst Franziskus.
00:05:00: Und seit Jahren ist im ehemaligen Kino Christallo eine riesige Weihnachtskrippe ausgestellt, die die gesamte Altstadt von Grado nachbildet.
00:05:10: Die Krippe hat eine Fläche von bestimmt zehn mal fünf Metern.
00:05:13: Das ist nur eine grobe Schätzung.
00:05:15: Ich wollte vor der Podcastaufnahme noch mal schnell hinlaufen und nachmessen, aber ich habe es vergessen.
00:05:22: An dieser Krippe hat tatsächlich erst der Großvater, dann der Vater mit seiner Frau, nun der Sohn mit seiner Frau gearbeitet.
00:05:29: Ein drei Generationenwerk.
00:05:31: Wirklich sehr beeindruckend.
00:05:34: Überhaupt erscheinen viele der Krippen ja nicht plötzlich Anfang Dezember, sondern die Arbeiten daran beginnen zum Teil schon Monate vorher.
00:05:42: Respekt.
00:05:43: Ich bin ein riesengroßer Weihnachtsfan und es kann gar nicht glitzend genug für mich sein.
00:05:49: Ich erzähle euch gleich, wie sich unsere Familie auf das Weihnachtssessen vorbereitet.
00:05:53: Aber vorher beantworte ich eine Frage, die mir vorgestern eine Hörerin gestellt hat.
00:05:59: Hat Pinos Bar wirklich am Heiligen Abend und über die Weihnachtstage geöffnet?
00:06:04: Ja, die Bar ist offen.
00:06:06: Wirklich dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr.
00:06:09: Und?
00:06:10: Die Bar wird zu einer wichtigen Anlaufstation für all jene, die Weihnachten niemanden haben.
00:06:16: Das ist in Italien zwar selten, kommt aber vor.
00:06:19: Dazu später in dieser Folge etwas mehr.
00:06:23: Gerade vorhin habe ich mit Susi gesprochen, Pinos Enkelin, die morgens aufsperrt.
00:06:28: Heilig Abend, sagt sie, ist ein ganz normaler Abend, wie jeder andere auch.
00:06:32: Die Bar wird sogar ziemlich voll, weil viele auf ein rasches Glas vorbeikommen, um mit den Freunden auf Weihnachten anzustoßen.
00:06:39: Vielleicht wird man ein Lied angestimmt und ein Stück Weihnachtskuchen geht rum.
00:06:43: Klar, dass auch Pinosbar weihnachtlich geschmückt ist.
00:06:46: Auch mit Krippe.
00:06:48: Und auch die Fischerboote im Hafen sind geschmückt und teilweise mit Krippen versehen.
00:06:53: Und jede Grundschulklasse darf einen der Weihnachtsbäume auf dem Kirchplatz schmücken.
00:07:00: Ihr seht, es gibt viel zu bestaunen.
00:07:03: Und vor Abschon Wenn ihr richtig gut ins neue Jahr starten wollt, gibt es zwei italienische Bräuche, die mächtig Glück bringen.
00:07:12: Als erstes.
00:07:14: Es muss Silvester Linsen geben.
00:07:17: Und ihr müsst ganz viele Linsen essen.
00:07:19: Denn Linsen sehen ja aus wie kleine Geldstücke und bringen deswegen Glück und Wohlstand im neuen Jahr.
00:07:26: So muss es doch sein.
00:07:28: Alternative aus Süditalien und auch aus Spanien.
00:07:31: Weintraum.
00:07:32: In einigen spanischen Regionen müssen in der Minute vor Mitternacht möglichst viele Weintrauben in sich reingestopft werden.
00:07:39: Aber ich denke, Wein zählt auch.
00:07:42: Noch wichtiger, der Körper muss etwas Rotes berühren.
00:07:47: Deswegen wird zu Silvester bzw.
00:07:49: in den Tagen vorher rote Unterwäsche verschenkt.
00:07:53: Damit seid ihr auf der sicheren Seite.
00:07:56: Auch rote Hosen oder Pullover schaden nicht.
00:07:59: Viel hilft viel.
00:08:01: Wenn wir eine Silvesterfeier machen und Deutsche und Österreicher kommen, stellt meine Frau eine Rolle mit rotem Geschenkband in den Flur.
00:08:08: Und jeder Gast bekommt ein rotes Bändchen ums Handgelenk.
00:08:13: Und jetzt kommen wir zu einem schönen Weihnachtsthema.
00:08:16: Was ist das Geheimnis der Langlebigkeit?
00:08:20: Denn wo wir gerade in Pinos Bar waren, warum werden Italiener so alt?
00:08:25: Liegt es nur an der viel zitierten militäranen Diät?
00:08:29: Oder hat es noch andere Gründe?
00:08:31: Einer davon ist sicher folgender.
00:08:34: Auf die vorhin schon erwähnten, siebentausend fünfhundert Einwohner kommen in Grado, fünfzig aktive Vereine, darunter zwanzig Sportvereine und dreißig allgemeine Kulturvereine, etwa.
00:08:45: Der Theaterverein, der Amateurfunkverband, die Seniorenakademie, eine Art Volkshochschule für die Älteren, der Musikförderverein, ein Verein für die Blumenkunst und die Graysani de Palou, die sich um die Lagune kümmern.
00:09:00: Der Blutspenderverein ist einer der aktivsten in ganz Italien.
00:09:04: Beinahe nirgendwo sonst wird, in Relation zur Einwohnerzahl, so viel gespendet wie in Grado, worauf man zurecht sehr stolz ist.
00:09:13: Beim Sport gibt es den Fußballverein, den Tennis und den Golfklub, den Segel, Kitesurf und Ruderverein und jeden Mittwoch treffen sich in Pinos Bar die Buracuspieler.
00:09:23: Es gibt sogar einen Ski-Club-Grado, der regelmäßige Ausflüge in die Berge organisiert und zwar seit mehr als fünfzig Jahren.
00:09:33: In diesen Tagen sind die Weihnachtsfeiern aller Vereine und unser armer Bürgermeister muss überall aufkreuzen und ein paar Worte sagen.
00:09:41: Ja, in diesen Wochen muss er für seine monatlich sechstausend siebenhundertdreiundzwanzig Euro brutto richtig arbeiten.
00:09:49: Zurück zu den alten Italienern.
00:09:51: Langenlebigkeits-Experten meinen, dass die mentale Komponente beim Älterwerden immer unterschätzt wurde.
00:09:58: Und das ist eben auch Italien.
00:10:00: Hier bleibt niemand einsam.
00:10:03: Das gilt besonders für Seniorinnen und Senioren, die ihren Partner oder ihre Partnerin verloren haben.
00:10:10: Und wer keine Lust aufs Vereinsleben hat, der kommt täglich auf einen Plausch zu Pino, auch zu Weihnachten.
00:10:17: Das sorgt auch für körperliche Fitness, wie an den vielen Ü-achtzig Herren zu sehen ist, die täglich auf ihren durchrostenden Damenrädern zu Pinup fahren.
00:10:26: Und dabei bedenklich schwanken.
00:10:29: Aber bislang geht es gut.
00:10:33: Apropos Altwerden.
00:10:34: Alle Kinder in unserer Großfamilie sind inzwischen über zehn Jahre alt.
00:10:38: Derzeit glaubt keiner mehr an den Weihnachtsmann.
00:10:41: Das ist sehr gut so.
00:10:44: Denn über viele Jahre musste ich den Weihnachtsmann spielen.
00:10:47: Das sind eben die drei Phasen im Leben eines Mannes.
00:10:51: Du glaubst an den Weihnachtsmann?
00:10:53: Du glaubst nicht mehr an den Weihnachtsmann?
00:10:55: Du bist der Weihnachtsmann.
00:10:59: Jetzt lese ich euch ein paar Passagen zu Weihnachten vor, die sich ums Essen und Trinken drehen.
00:11:05: Sie stammen aus meinem neuen Buch Alle weg, mein Winter an der Adria.
00:11:09: Dembei ihr ahnt es schon ein wirklich tolles Last-Minute Weihnachtsgeschenk, wenn ihr irgendjemanden vergessen habt.
00:11:16: Sehr hochwertig gemacht, mit Leinenbindung und Lesezeichen und wirklich wunderschönem Cover, aber nur zweiundzwanzig Euro preiswert.
00:11:24: Alles im Überfluss.
00:11:27: Das typische italienische Weihnachtsessen, tja, das gibt es nicht.
00:11:32: Das wäre ja auch noch schöner, wenn dieser zerfaserte Flickenteppich, der Italien heißt, sich auf eine einzige große Tradition einigen könnte.
00:11:41: Aber nicht einmal regional gibt es Spezialitäten wie etwa Forelle blau oder ganz.
00:11:45: Jede Familie hat da ihre eigenen Menüs.
00:11:49: Immerhin, was in vielen Haushalten dazugehört, sind Tortellini in Brodo, also in einer heißen Fleischbrühe, die idealerweise nicht aus einem Brühwürfel entstanden ist, sondern aus ausgekochten Knochen vom Hohen und anderen Vieh.
00:12:05: Aber das Gericht gibt es erst am fünfundzwanzigsten zur Mittagszeit.
00:12:09: Freunde aus der Emilia, der Heimat der Tortellini, versicherten mir glaubhaft, dass es bei ihnen zu Weihnachten zwölf Variationen von Tortellini gibt, die sich im Sugo und oder in der Füllung unterscheiden.
00:12:22: Tendenziell geht es an Weihnachten um Tradition und Wohlfühlküche, was die Tortellini in der Fleischbrühe perfekt bieten.
00:12:31: Experimente hebt man sich eher für Silvester auf.
00:12:34: Oder vielleicht gibt es das typische italienische Weihnachtsessen doch?
00:12:38: Das Gericht heißt viel.
00:12:41: Wirklich viel.
00:12:43: Oder besser noch alles im Überfluss.
00:12:46: Und wenn Italiener es in Sachen Vorweihnachtszeit mit Kerzen und Kitsch eher langsam angehen lassen, nehmen sie die Essensvorbereitung ausgesprochen ernst.
00:12:56: Bei uns begann es am thirteenthen September um einundzwanzig Uhr dreißig, als die ganze Familie zusammensaß und über das richtige Brot für den Räuchelachssprach.
00:13:05: Brot ist, wie Kartoffeln, Ein etwas nachlässig behandeltes Beiwerk der italienischen Küche.
00:13:11: Und Reuchalax ist erst in den letzten Jahren in Italien populär geworden.
00:13:16: Ich habe Ikea im Verdacht.
00:13:19: Jedenfalls.
00:13:20: Das im Handel erhältliche Weißbrot kann meinen Schwiegervater nicht überzeugen, denn er legt Wert auf gutes Brot.
00:13:27: Er behauptet immer, an der Qualität des gereichten Brotes erkenne man die Qualität des Restaurants.
00:13:34: Dieses Mal soll es das Brot der Bäckerei Gadi sein.
00:13:37: Eine basisdemokratische Diskussion kommt nicht auf.
00:13:42: Und dann, das hat er öfter, verrennt sich mein Schwiegervater in eine Idee.
00:13:47: Er ist ein großer Genießer, aber von manchen Meinungsfaden lässt er sich nicht abbringen, wenn er sie einmal eingeschlagen hat.
00:13:55: Und wir brauchen französische Butter, sagt er plötzlich sehr bestimmt.
00:13:59: Französische Butter?
00:14:01: Meine Frau und ich blicken ihn an.
00:14:03: Gesalzene Butter, frage ich nach.
00:14:05: Nein, französische Butter präzisiert er.
00:14:08: Was ist das?
00:14:10: Die ist besonders gelb, sagt er und plickt mich streng an.
00:14:14: Was erstens bedeutet, dass weitere Nachbogen unerwünscht sind und zweitens, dass die Besorgung in meinen Zuständigkeitsbereich fällt.
00:14:23: Meine Frau und ich sind uns nach dem Essen einig.
00:14:26: Wir müssen einfach Butter mit einem französischen Namen finden.
00:14:30: Aber am nächsten Tag, dem vierzehnten Dezember, fahren wir erst einmal nach Triest in den Spezialitätenladen Ruskidom in der Via della Ginastica, um Kaviar zu kaufen, was wir uns stets einmal im Jahr gönnen, nämlich eben zu Weihnachten.
00:14:45: Das russische Haus gehört einem jungen Russen ab und zu hilft seine Mutter mit, die sich exakt so kleidet wie eine Bäuerin bei Dostoevsky, inklusive Kopftuch.
00:14:56: Beide sprühen, sagen wir es mal vorsichtig, nicht gerade vor mediterraner Lebensart, aber auch das gehört wahrscheinlich zum Gesamterlebnis.
00:15:05: Man wird nicht begrüßt und nach dem Kauf, wenn man Glück hat, mit einem unverständlichen Grummeln verabschiedet.
00:15:12: So ging das ein paar Weihnachten lang bis einmal mein Schwiegervater mit kam.
00:15:16: Er sagte zu meiner Frau etwas im paduanischen Dialekt und die Augen des jungen Russen öffneten sich, er lächelte vielleicht zum ersten Mal seit vielen Tagen.
00:15:26: Ihr kommt aus Padua, dort habe ich studiert.
00:15:30: Seitdem sind wir, naja, Lieblingskunden.
00:15:33: Nicht, dass wir Spezialpreise bekämen, aber wir werden mit klaren Worten begrüßt und verständlich verabschiedet.
00:15:41: Wenn andere Kunden im Laden sind, spüren wir richtig, wie sie uns verblüfft anblicken.
00:15:46: Sie halten uns vermutlich für russische Oligarchen.
00:15:51: Neun Tage vor Weihnachten werden wir zum Ausschwärmen verdonnert.
00:15:55: Ich bin für den Weinkauf zuständig und fahre ins Collio.
00:15:58: Und beinahe schafft es mein Auto nicht.
00:16:01: Ich staple vierundzwanzig Weinkartons A-Seksflaschen sowie sechs Kartons A-Dreimagnumflaschen irgendwie ins Auto, auch auf den Rück- und Beifahrersitz.
00:16:10: Die Flaschen sind nicht alle für uns, sondern werden in den Tagen vor dem Fest als Geschenk an Freunde und Geschäftspartner verteilt.
00:16:18: Das Verteilen übernehme meistens ich, weil ich der einzige ohne geregelte Arbeitszeiten bin und daher auch tagsüber die Umgebung abfahren kann, findet mein Schwiegervater.
00:16:28: Meine Frau entdeckt derweil in einem Feinkostgeschäft in Padoa, die vom Schwiegervater gewünschte dunkelgelbe französische Butter bzw.
00:16:37: Butter mit französischem Namen.
00:16:39: Am Tagvorheiligabend wird es ernst, gut, dass die in anderen Städten studierenden Töchter angekommen sind und fleißig mithelfen.
00:16:47: Mir obliegt es zu Fischhändler Adriano auf den Markt nach Montfalkone zu fahren.
00:16:52: Einkäufe bei Adriano können anstrengend sein, denn meistens machen wir den Fehler gegen elf Uhr am Vormittag dort zu sein, wenn Adriano Feierabend hat.
00:17:01: Er sperrt nämlich schon um fünf Uhr morgens seinen Stand auf.
00:17:05: Und dann überlässt er die letzten Kunden seinem Assistenten und lädt uns nach dem Einkauf zum Apparitivotrinken in die umliegenden Bars ein.
00:17:13: Man beachte den bewusst gewählten Plural.
00:17:17: Dieses Mal aber herrscht gewaltiger Trubel, sodass sogar seine Kinder und deren Verlobte aushelfen müssen.
00:17:23: Tja, so ist das, wenn man in eine italienische Familie eintritt.
00:17:28: Meine wunderbare Ehefrau besorgt unterdessen nur für mich eine Weihnachtsganz, weil ich einmal gesagt habe, das sei Tradition in Deutschland und Italiener lassen sich essenstechnisch einfach nicht lumpen.
00:17:40: Und dann, wie eigentlich immer zu Weihnachten, werden alle Pläne spektakulär unterlaufen.
00:17:46: Denn ein Fischer ruft am Morgen des Heiligen Abends meinen Schwiegervater an.
00:17:50: Er habe da etwas ganz Besonderes.
00:17:54: Und deswegen gibt es zusätzlich nun auch noch eine sechs Kilogramm schwere Ombrena zu Deutsch, Umba oder Schattenfisch.
00:18:02: Fassen wir zusammen.
00:18:04: Als aperitivo allerlei Muscheln, Kaviar und geräucherten Lachs mit Meerettich, dann einen Meeresfrüchte Salat mit Garnelen, Tintenfisch und Kartoffeln.
00:18:13: Für das Kochen der Kartoffeln bin ich zuständig und ich kontrolliere alle dreißig Sekunden mit der Gabel, ob sie bis fest sind, denn ich will meinen einzigen Job nicht versauen.
00:18:24: Unfassbarerweise sind sie mir etwas zu weich geraten.
00:18:28: Das passiert eben, wenn man am ungewohnten Herd des Schwiegervaters steht.
00:18:33: Netterweise sagt niemand etwas.
00:18:36: Und dann gibt es die Ombrina, Stückweise in der Pfanne gegrillt.
00:18:40: Sie passt in keinen Ofen.
00:18:41: Dazu allerlei Gemüsesorten, die allerdings am nächsten Tag noch eine Hauptrolle spielen werden.
00:18:48: Zum Dessert Pandoro und Panettone in mindestens fünf Varianten.
00:18:52: Dazu gleich mehr.
00:18:54: Torona aus dem Piermont, dem türkischen Honig deutscher Weihnachtsmerkte nicht unehnlich, aber hart.
00:19:00: Außerdem Mandarinen.
00:19:01: Erdnüsse und dann ein paar Runden Bingo.
00:19:05: Das zu Weihnachten geschlemmt wird, ist ja nichts spezifisch Italienisches.
00:19:10: Bloß, dass es hier drei Tage weitergeht, wie bei süditalienischen Hochzeiten.
00:19:15: Am fünfundzwanzigsten sollte eigentlich meine große Stunde schlagen.
00:19:18: Ich war bereit für den Kartoffelpüree, auf das sich besonders alle Minderjährigen in der Familie freuen und ich performe vor jedem Publikum, das ich bekommen kann.
00:19:29: Beim Tatoffelpüree kann man eigentlich nichts falsch machen.
00:19:32: Meine Geheimzutaten, Sahne und Muskat, Italiener lassen sich hier und nur hier leicht beeindrucken, standen bereit.
00:19:40: Doch dann beschloss meine Schwiegermutter spontan und völlig zurecht, dieses Mal ein befreundetes Restaurant mit der Zubereitung der Hauptspeisen zu beauftragen.
00:19:49: Das Restaurant hatte zweihundertfünfzig Reservierungen zu bewältigen, deswegen musste ich am nächsten Morgen schon um zehn Uhr alles abholen.
00:19:58: Ich bekam eines Styropor-Box mit, die nur in den Kofferraum passte, weil ich den automatischen Schließmechanismus händisch zwangsbediente.
00:20:08: Das Restaurant hatte es gut gemeint und zusätzlich zum bestellten Carnelesso, also Kochfleisch, dem Tafelspitze ähnlich allerlei köstliche Beigaben eingepackt, darunter Patate in Techa, eine Triestina Kartoffelspezialität sehr nah dran am Püree, aber etwas gröber gestampft mit Zwiebeln, Speck.
00:20:27: und etwas essig.
00:20:29: Und damit war mein Kartoffelpüree aus dem Spiel.
00:20:33: Aber die Ganz war wieder weit vorn.
00:20:35: Meine Frau hatte sie schon um neun Uhr in den Ofen geschoben.
00:20:38: Mir zu liebe, wie gesagt.
00:20:40: Also rekapitulieren wir das Mittagsmenü des fünfundzwanzigsten.
00:20:45: Als aperitivo, wie am Vortag, Muscheln und geräucherten Lachs mit Meerettich, danach Tortellini in Brodo und schließlich gewaltige Mengen Carnelesso.
00:20:54: Und... Es gab die große, dicke Weihnachtsgans.
00:20:58: Meine Schwiegermutter hatte die durch die Restaurantbestellung gewonnene Zeit genutzt und allerlei Schüsseln mit Gemüse gefüllt, darunter Klassiker wie Artischocken und Radikio sowie geheimnisvollere Dinge wie Kardi, eine südeuropäische Unterart der Artischocke und Bravada, ein friolanisches Rübenkraut, außerdem Spinat mit ganz viel Butter sowie Bohnen mit Zwiebeln in einer Tomaten-Sahnesauce.
00:21:24: Danach wurde er neut ein voluminöser Querschnitt der italienischen Süßspeisenproduktion aufgefahren, bevor es wieder zum Bingo ging, auch so eine italienische Tradition.
00:21:35: Und wie am Vortag gewann Mattia, zehn Jahre alt und jüngster Teilnehmer den Hauptpreis.
00:21:41: Er hatte über die beiden Weihnachtstage neunzig Euro erwirtschaftet und er fühlte sich wie Dagobert Dacke.
00:21:48: Und die Getränke auch nicht wenig.
00:21:50: Ich sollte später dreimal zum Altglaskontainer laufen müssen.
00:21:54: Das war meine Aufgabe, der ich mich mit Wonne hingab.
00:21:58: Denn der Weg zu den Containern verläuft ohne Fußweg über eine Tempo-Hundertfünfzig-Landstraße.
00:22:04: Und immer, wenn jemand herangerast kommt, muss ich in die Büsche ausweichen.
00:22:09: Diesen gefährlichen Job finde ich nur gerecht, um meine allgemeine Nichtsnutzigkeit auszugleichen.
00:22:15: Ich weiß ja, dass Weihnachten auch in Deutschland und Österreich und auch überall sonst ein opulentes Fest ist.
00:22:21: Und doch gibt es etwas Besonderes.
00:22:24: Niemand kocht allein.
00:22:25: Niemand sitzt am Tisch.
00:22:27: Nicht einmal die neunundachtzigjährige Schwester meiner dreieinachtzigjährigen Schwiegermutter.
00:22:33: Meine Schwiegermutter hat übrigens just am vierundzwanzigsten zwölften Geburtstag.
00:22:37: Deswegen haben wir als Überraschung am Abend sowohl ihren Sitzplatz als auch den ganzen Raum mit AC-Meiland-Fahnen geschmückt, was sie sehr gefreut hat.
00:22:46: Denn klar, ihr Geburtstag wird seit dreiundachtzig Jahren immer ein bisschen vergessen.
00:22:52: Außerdem sind die Vereinsfarben von AC-Meiland rot und schwarz.
00:22:55: Das passt super zu Weihnachten.
00:22:58: Alle sind in der Küche.
00:22:59: Kochen ist Gemeinschaftsarbeit.
00:23:01: Hierarchien variieren je nach Gericht, auch die kleinsten packen mit an, schneiden das Brot oder füllen die Oliven in Schälchen.
00:23:09: Kein Witz, vor den vier Herdplatten stehen immer sechs bis sieben Personen.
00:23:14: Dabei hat jeder seinen Zuständigkeitsbereich, dennoch wird geplaudert und philosophiert, man gibt Tipps, man scherzt und kritisiert.
00:23:22: Könnte hier noch mehr Pfeffer dran?
00:23:23: und wo bleibt eigentlich das Glas zum Brinden, die sie zum Anstoßen?
00:23:27: Mögen wir alle noch viele Weihnachten in diesem lustvollen Delirium erleben?
00:23:33: Und noch ein Text?
00:23:35: Aus alle weg.
00:23:36: Das große Schissmar.
00:23:40: Butter oder Olivenöl?
00:23:42: Milan oder Inter?
00:23:44: Wilde Ehe oder noch Rascheiraten bevor das Kind kommt?
00:23:47: Alles Fragen, die zumindest an den Weihnachtsfeiertagen unwichtig werden.
00:23:52: Denn sehr viel Energie gilt der Frage Panettone oder Pandorum.
00:23:56: Der italienische Weihnachtskuchen spaltet Familien so heftig, wie es in Italien eben alle Fragen des Essens- und Trinkens vermögen.
00:24:05: Niemand geht jemandem an die Gurgel, aber es kann durchaus laut werden.
00:24:11: Beides sind typische Weihnachtskuchen, die sich in Form und Größe ähneln.
00:24:15: Der Panettone kommt ursprünglich aus der Lombardei und wird mit kandierten Früchten und Rosinen hergestellt.
00:24:22: Der Pandoro stammt aus Verona oder eventuell aus Venedig.
00:24:25: die gelehrten Streiten.
00:24:27: Doch selbst die Süditaliener sind längst auf den Geschmack gekommen.
00:24:31: Der berühmte Conditor Saldiriso von der Amalfi-Küste hat beispielsweise einen Panettone mit Limoncello und kandierten Orangen kreiert.
00:24:41: Der Name stammt möglicherweise von einem Küchenjungen namens Tony, in Diensten eines Meiländer Herzogs zur Zeit der Renaissance.
00:24:49: Dem Küchenchef misslang die Weihnachtsspeise und der kleine Tony rettete das Fest mal mit seiner süßen Kuchenkreation, eben dem Pannen der Tony.
00:24:59: Auch der Pandoro hat eine interessante Entstehungsgeschichte zu bieten, denn angeblich genossen ihn die reichen Venezianer mit einer dünnen Goldschicht, von der sich der Name Goldbrot ableitet.
00:25:12: Wie immer sind solche Anekdoten mit Vorsicht zu genießen, bieten aber Erzählstoff für den Weihnachtsabend.
00:25:18: Über den Pandoro wird ordentlich Puderzucker gestreut.
00:25:22: Ein Tütchen ist jeder Konfektion beigelegt.
00:25:25: Das Streuen selbst ist eine große Schau, denn der Pandoro wird im Zellophahnbeutel gelassen, der Puderzucker hinzugegeben und dann wird der Beutel zugehalten und durchgeschüttelt und der Puderzucker verteilt sich gleichmäßig.
00:25:40: Er soll angeblich den Schnee auf einer Bergspitze symbolisieren, was schön zum Winter passt.
00:25:47: Es ist erwachsener, den Panettone zu mögen, weil er raffinierter und geschmacklich komplexer ist.
00:25:53: Der Pandoro mit seiner Puderzuckerhaube gilt wegen seiner Eindimensionalität eher als etwas für Kinder.
00:26:01: Doch ich liebe den Pandoro.
00:26:04: Denn ich bin weder Fan von kandierten Früchten noch von Rosinen.
00:26:07: Die Rosine ist aufdringlich und verräterisch ein narzissisches kleines Biest, das sich geschmacklich sofort in den Mittelpunkt drängt.
00:26:17: Außerdem sehen sie für mich aus wie das, was Hasen hinten rausfällt.
00:26:22: Es gibt niemanden, der Rosinen ganz okay findet.
00:26:25: Man liebt sie oder man hasst sie, beides mit Leidenschaft.
00:26:30: So sehr ich die Spezialitäten aus dem Friaul, jener Region, die mich adoptiert hat, auch schätze, ich finde die meisten friolanischen Süßspeisen entsetzlich, weil sie praktisch nur aus Rosinen und kandierten Früchten bestehen.
00:26:44: Wer ist überhaupt auf die Idee gekommen, köstliche Weintrauben einfach verschrumpeln zu lassen, statt sie frisch zu essen, oder wenigstens Wein draus zu machen.
00:26:54: In meiner italienischen Familie hat es lange nur Panettone gegeben, den mein Schwiegervater sonst kein Süßer mit Mostarda genießt, einer dickflüssigen Creme, die aus Sahne, Äpfeln, Birnen, Weißwein, Zucker, scharfem Senf und Pfeffer besteht und typisch für Venezien ist.
00:27:14: Wer den Pandoro anreichern will, kann ihn gerne in Mascarpone tunken.
00:27:19: Ich habe in zwanzig Jahren harter psychologischer Kriegsführung die jüngste Generation fest auf meine Seite gezogen, sodass immer auch ein Pandoro serviert wird.
00:27:29: Und wenn die Frage Pandoro oder Panettone endlich entschieden ist, bleibt noch die Sache mit dem Anschnitt.
00:27:36: Von oben nach unten, sodass es lange Keile gibt oder quer, sodass übsche Sterne entstehen?
00:27:42: Wir sind Team Keil.
00:27:45: Kann man Panettone und Pandoro auch selbst machen?
00:27:48: Natürlich, aber es ist ein brutaler Aufwand und ich habe noch keine Familie getroffen, die sich zu Weihnachten zusätzlich diese Arbeit aufbürdet.
00:27:58: Außerdem ist dies eine unangenehme Wahrheit aus der Welt der Küche.
00:28:02: Konfektionierte Massenware schmeckt manchmal halt besser als selbstgemachtes und das gilt besonders für Süßspeisen.
00:28:10: Die Gourmetzeitschrift Disapore hat soeben wie jedes Jahr die heiß erwartete Liste der besten Panettoni herausgegeben, die von der Redaktion blind verkostet werden.
00:28:22: Hartes Leben.
00:28:23: Der Gewinner in diesem Jahr ist, wie im Vorjahr, der Panettone aus dem Mai-Länder Chaco Lab.
00:28:30: Aber die Redaktion geht auch hart mit vielen industriellen Panettoni ins Gericht.
00:28:35: Ich zitiere, die Panettoni im Supermarkt des Jahres.
00:28:40: Sie sind ein schonungsloser sozialer Spiegel.
00:28:44: Kleine Panettoncini, die zu erstaunlich hohen Preisen verkauft werden.
00:28:48: Öppige Cremes, die offenbar die geringe Süße unserer gesellschaftlichen Regression kompensieren sollen.
00:28:54: Und Preisaufschläge, die so will man es uns verkaufen, durch klangvolle Füllungen oder prominente Gesichter gerechtfertigt sein.
00:29:02: So präsentiert sich der Supermarkt Panettone in diesem Weihnachtsfest.
00:29:11: Ganz einfach.
00:29:12: Alle wollen beim Panettone-Geschäft mitverdienen.
00:29:15: Deswegen zieren neuerdings berühmte Köche die Packungen, etwa Bruno Barberi für Motta.
00:29:22: Und dieser Ausverkauf des guten Namens stößt so manchem Gourmet sauer auf.
00:29:28: Es gibt bei den Panettoni tatsächlich zwei Trends.
00:29:31: Erstens werden Einzelportionen und Snack-Formate immer häufiger.
00:29:35: Was früher ein kleines Gimmick war, gilt heute als vollwertiges Geschenk.
00:29:41: Liegt es an der wirtschaftlichen Lage oder daran, dass es immer mehr Singles gibt?
00:29:47: Und dann gibt es noch einen beinahe entgegengesetzten Trend.
00:29:50: Nennen wir es mal maßlose Opulenz.
00:29:53: Mit der Spritze initiierte Cremes von Limoncello bis Pistazier, Karamell und Schokoladenüberzüge, Tiramisu-Füllungen, Doppelschichten, Gin-Pandoro und natürlich die unvermeidliche Dubai-Schokolade.
00:30:06: Die Sappore schreibt dazu, Vielleicht liegt es daran, dass wir dieses Jahr alle ein bisschen ärmer sind und man versucht das irgendwie auszugleichen, auch in der Produktion.
00:30:16: Na, da übertreibt der feine Herr Autor wohl ein bisschen.
00:30:20: Weihnachten waschen immer opulent und das ist gut so.
00:30:24: Auch wenn ich wie der Autor selbst.
00:30:26: Transitionalist bin.
00:30:32: Und jetzt, bevor ich euch zu eurem bunten Teller mit viel Spekulatius im Klebkuchen entlasse.
00:30:39: habe ich einen ganz besonderen Gast im Podcast.
00:30:43: Es ist die Autorin Ursula Kollrich.
00:30:47: Sie hat gerade das tolle Buch Glücksorte rund um Weihnachten geschrieben.
00:30:51: Und lustigerweise liegen mein Alle weg und ihre Glücksorte in vielen Buchhandlungen nebeneinander.
00:30:58: Sie hat auch einen wunderbaren Podcast namens Bücher feiern, in dem ich schon zu Gast sein durfte.
00:31:04: Ihr findet sie auch auf Instagram und ich werde alles von ihr in den Show Notes verlinken.
00:31:09: Ach ja, sie hat eine so schöne Stimme, dass nur sie einen zauberhaften Text zu Weihnachten vorlesen kann, nämlich Paul auf den Bäumen von Hans Dieter Hüsch.
00:31:20: Hüschswitfe hat uns die Erlaubnis gegeben, diesen Text vorzulesen.
00:31:24: Danke dafür.
00:31:25: Und jetzt Vorhang auf, Scheinwerfer, ach Quatsch, ich meine Kerzen an, für Ursula Kollrich.
00:31:33: Die Geschichte von Paul auf den Bäumen.
00:31:36: Paul auf den Bäumen.
00:31:38: der nach seinem Ausbruch aus der Anstalt durchs Land streift und die Nächte hier und dort verbringt, habe den vorletzten heiligen Abend in einem leeren, fahrenden Güterwagen verbracht.
00:31:52: Und um die Nacht zu verteilen und den Schlaf zu vergessen, habe er in völliger Dunkelheit, so beschwört er, mit Kreide auf die vier inneren Wände des Güterwagens, alles was in ihm gewesen, draufgeschrieben.
00:32:08: Gegritzelt, beschwört er, immer ohne zu wissen, was er nun schreibe und ob es andern tagsleserlich sei.
00:32:17: Bis alle Wände, er habe sie mit der Hand abgetastet, voll Kreide und Schrift gewesen.
00:32:24: Dann wäre er eingeschlafen.
00:32:27: Und sei am Morgen erwacht, irgendwo in der Welt zwischen Brisbane und Stavanger.
00:32:33: und er habe die Tür geöffnet und Licht sei geworden und auf den Wänden vor Lebenszeichen und Hilfe rufen, Wut ausbrüchen und Sanfmut und Jahreszahlen, habe auf einmal gestanden.
00:32:46: Überall, hinter und übereinander und unter und durcheinander und überall sogar an der Decke des Wagens und auf dem Boden, die er beide gar nicht beschrieben, beschwört er.
00:33:00: habe auf einmal deutlich zu lesen, gestanden, fürchtet euch nicht und wäre nicht wegzuwischen gewesen.
00:33:08: Ganz lieben Dank, Ursch.
00:33:10: Hat mich sehr gefreut, dass du zu Gast warst.
00:33:13: So, das war's für heute.
00:33:15: Was gibt es Neues vom Schreibtisch?
00:33:17: Jeden Freitag bekommt ihr von mir die mediterrane Wochenschau auf postausitalien.com mit Neuigkeiten aus Grado und der Adria.
00:33:26: Kostenlos und werbefrei natürlich.
00:33:29: Ihr könnt die mediterrane Wochenschau ganz einfach oben auf der Startseite bei postausitalien.com abonnieren.
00:33:36: Auf Instagram findet ihr mich unter Buch und Wein.
00:33:39: Dort gibt es kleine Filme über mein Leben in Italien.
00:33:43: Dann bleibt ihr auch über alle meine Projekte auf dem Laufenden.
00:33:48: Abonniert auch diesen Podcast, wenn ihr es noch nicht getan habt und empfehlt ihn gern weiter.
00:33:53: Würde mich riesig freuen.
00:33:56: Ich wünsche Euch frohe Weihnachten, besinnliche Tage im Kreise Eurer Liebsten und einen Traumstart ins Jahr, und denkt an die rote Unterwäsche.
00:34:07: Jetzt erstmal einen Kaffee bei Pino.
00:34:10: Bis bald und immer schön Deutsche Wieter bleiben.
00:34:19: Das war Radio Adria, der Italien-Podcast.
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00:34:38: Grazie mille und bis zur nächsten Folge.
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