#14: Verbotene Kinder, unfähige Kriminelle, römische Reste

Shownotes

Die Themen Keine Kleinkinder mehr in Italiens Restaurants? Zwei Gastronomen versetzen das Land in Aufruhr.

Warum ist das Sangesfestival von Grado so bedeutsam, und war die Insel einst ein römisches Dorf?

Warum ist Venedig viel lebendiger, als viele denken?

Und wie steigt man möglichst nicht aus einer Verbrecherorganisation aus?

Gast beim Radio-Adria-Fragebogen: Stefania Lettini, Feinkosthändlerin (www.lettinis.de)), Fernsehköchin und Buchautorin (»Amore per Puglia«, Heel Verlag, 36 Euro). Instagram: @stefanialettini

Die 18 Fragen zum Mitmachen:
1 Deine Lieblingspasta?
2 Deine italienische Lieblingsstadt?
3 Dein italienischer Lieblingsurlaubsort?
4 Gibt es ein italienisches Gericht, das du nicht so gern magst?
5 Deine erste Erinnerung an Italien?
6 Wenn du zuhause bist: Was gehört für dich zu einem italienischen Abend?
7 Was vermisst du daheim am meisten von Italien?
8 Was machst du immer als Erstes, wenn du zurück in Italien bist?
9 Bei welchem italienischen Song singst oder summst du sofort mit?
10 Bestes Buch über Italien? (Oder mit Bezug zu Italien)?
11 Welche kulinarische Sünde hast du in Italien schon mal begangen?
12 Gibt es eine Begegnung oder eine Szene mit Italienern, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
13 Italien kann auch chaotisch sein. Welche verrückte, unglaubliche, haarsträubende Situation hast du schon erlebt?
14 Das perfekte Getränk zum abendlichen Blick aufs Meer?
15 Dein Geheimtipp an der Adriaküste? (Hotel, Restaurant, Bar, Museum, Aussichtspunkt…)
16 Mit welcher Italienerin oder welchem Italiener aus der Gegenwart oder Vergangenheit würdest du gerne mal einen Kaffee trinken gehen?
17 Welcher Ort in Italien fehlt dir noch und steht ganz oben auf deiner Wunschliste?
18 Dein Italien in drei Worten?

Mein neues Buch »Alle weg – Mein Winter an der Adria« ist draußen: ab in die Buchhandlung oder hier bestellen!

Fragen, Wünsche, Anregungen? Wen wollt ihr mal als Gast hören, welche Themen soll ich mir vornehmen, was würdet ihr wirklich gern wissen? Schreibt mir: radioadria@gmx.de

Mehr vom Autor
Facebook: Stefan Maiwald
Instagram: @buch_und_wein
Blog: www.postausitalien.com

Der Podcast ist eine Produktion von www.studiovenezia.de

Transkript anzeigen

00:00:05: Buongiorno und herzlich willkommen bei Radio Adria, dem Podcast aus Italien.

00:00:10: Hier dreht sich alles um la deutsche vita, um das Lebensgefühl zwischen espresso und aperitivo, um die kleinen Geheimnisse und großen Geschichten dieses wunderbaren Landes.

00:00:21: Ich bin Stefan Maywald, Autor und Wahlitaliener aus Grado und ich nehme euch mit auf eine Reise voller Sonne, Genuss und Italianita.

00:00:31: Also zurücklehnen, entspannen und ein bisschen Italien ins Leben lassen.

00:00:37: Andiamo!

00:00:44: Buongiorno aus Grado!

00:00:46: Und herzlichen Glückwunsch an Filippo Fabris, Mattia Marchesan und Mattia Trojan.

00:00:53: Denn wir haben ein paar ganz wichtige Tage hinter uns.

00:00:58: Über das Gourmet Festival Calli di Baco hatte ich ja schon berichtet, aber während das schlimmer Event eher etwas für Reisende war, Feierten auch die Einheimischen ihren jährlichen Höhepunkt mit dem Festival der Lakanzone Gradese.

00:01:13: Und das wurde von diesem Trio gewonnen.

00:01:16: Titel Descrivare Lakançon.

00:01:19: Das war Gradeser Dialekt nicht weitersagen.

00:01:22: Was wird euch heute geboten?

00:01:25: Unter anderem bekommt ihr einen vertrottelten Mafia-Aussteiger und einen vermeintlichen Skandal um Kinder in Restaurants auf die Ohren.

00:01:36: Aber vorab kurz, wir sind in der vierzehnten Folge.

00:01:40: Die dreizehnte Folge hat für reichlich Aufsehen gesorgt.

00:01:44: War die Geschichte des unheimlichen Bombenlegers nun etwas für unseren Sonnenschein-Podcast oder nicht?

00:01:51: Die meisten haben mir geschrieben, dass sie tatsächlich gern mehr True Crime hören würden, aber vielleicht nicht ganz so schwer.

00:01:59: Alles klar, das nehme ich mir genauso vor.

00:02:02: Wobei ich aber auch sagen muss, Der Unabomber war hier an der Adria wirklich fünfzehn Jahre lang.

00:02:08: das Gesprächsthema Nummer eins.

00:02:11: Ich denke, als Adria-Podcast konnte ich das nicht ignorieren.

00:02:15: Und dass der Fall nun wieder aufgerollt ist, weil es offenbar neue Erkenntnisse gibt, ist ja zudem eine gute Nachricht.

00:02:23: Und wenn ihr auch bei diesem Kriminalfall auf dem Laufenden bleiben wollt, klar, dann abonniert diesen Podcast.

00:02:29: Nachher berichte ich von einem Kriminalfall, den sich kein Drehbuchautor besser hätte ausdenken können.

00:02:36: Und auch ganz unblutig.

00:02:38: Außerdem brauche ich mal eure Meinung.

00:02:40: Soll ich vielleicht alle vier, fünf Folgen einen Sonderpodcast to Crime an der Adria machen?

00:02:46: Wäre doch lustig.

00:02:47: Sagt mal, schreibt mir mal, was ihr davon haltet.

00:02:51: Jetzt aber zu den schönen Themen und zum Gesang.

00:02:55: Während hier... Im Nachbarhaus gerade gebohrt wird, ich hoffe ihr hört es nicht.

00:03:00: Also im Palazzo dei Congressi in Grado fand das Festival della Canzone gradese statt.

00:03:06: Den Songwettbewerb gibt es schon seit nineteenhundertsechsundvierzig.

00:03:11: Und erlaubt sind nur Eigenproduktionen, die im Insel-Dialekt vorgetragen werden müssen.

00:03:17: Diesen Dialekt habt ihr gerade vorhin gehört, beherrsche ich nicht.

00:03:22: Fast alle Sängerinnen, Sänger und Bands kommen aus Grado oder der unmittelbaren Umgebung.

00:03:28: Schon Teilnehmer aus Aquileia, Fiumicello oder Cervignano sind eine Rarität und werden komisch angeschaut.

00:03:35: Was wollen die denn hier?

00:03:37: Das Festival führt mit großem Ernstbetrieben.

00:03:39: Monate vorher kursieren die Teilnehmerlisten.

00:03:43: Und?

00:03:44: Die Qualität der Darbietungen ist erstaunlich hoch.

00:03:47: Da können so manche Talentshows im Fernsehen nicht mithalten.

00:03:51: Klar.

00:03:52: Dort werden krächzende Narzisten absichtlich auf die Bühne geschubst, um unseren Voyeurismus zu befriedigen.

00:03:58: Hier in Grado hätte jeder aspirant im Zweifelsfall genügend Freunde, die ihn oder sie von der Komplettblamage abhalten würden.

00:04:07: Das Festival ist sogar älter als das berühmte Festival von San Remo im Februar, das in den letzten Jahren von dem ich auch schon gehört habe, und das höhere Einschaltquoten bekommt als die Fußballweltmeisterschaft.

00:04:22: Es gab sogar einmal ein Filmfest in Grado, zudem bedeutende Gäste herbeiströmten, darunter die Guccis und Etros, Pier Paolo Pasolini und Maria Callas.

00:04:32: Ja, da werden die Dorfältesten völlig zurecht melancholisch.

00:04:37: Wie konnte man so was bloß einschlafen lassen?

00:04:40: Mann, Mann, Mann.

00:04:41: Das Festival de la Canzone Gradese wird im Internet süß mit Gradeser-Liederfest übersetzt.

00:04:50: Ich muss eines sagen, also wer dort Auftritt hat Mut.

00:04:56: Es gibt nichts schwierigeres als vor dem halben Ort zu performen der eigenen gesamten Beverwandtschaft, dem Friseur, dem Bäcker, den Verflossenen und aktuellen Affären.

00:05:07: Was für ein unglaublicher Albtraum wäre es, wenn bei einer meiner Lesungen der ganze Saal voller Italienautoren wäre?

00:05:15: Eine Jury entscheidet über die Siegerinnen und Sieger.

00:05:18: Es gibt auch eine Kategorie für den Nachwuchs und all diese Entscheidungen sind immer schwer umstritten.

00:05:25: Ein guter Grund, nochmal eine Runde im Lokal zu ordern, um die Diskussion zu vertiefen.

00:05:31: Wer wirklich mal unter Einheimischen sein will und das werde ich ja dauernd gefragt, dem kann ich nur zwei Tipps geben.

00:05:37: Entweder jeden zweiten Sonntag ins Fußballstadion oder im Oktober zum Liederfest.

00:05:43: Aber auch für mich ran die Tage aufregend und das sage ich, weil ich aus dem Studio im Kinderzimmer meiner Tochter übertrage.

00:05:50: Denn unsere Tochter hat gerade ihren Studienabschluss in Padua gefeiert und ist jetzt Dr.

00:05:55: Wessa für Literatur und Sprache.

00:05:58: Ich weiß selbst nicht, was los ist.

00:06:00: Gestern hatte ich sie noch auf dem Arm und habe ihr Schlaf wieder gesungen.

00:06:04: Auf postausitalien.com habe ich ein paar Bilder reingestellt, denn diese Studienabschlüsse sind in Italien eine große Sache.

00:06:12: Der Dr.

00:06:13: oder die Dr.

00:06:14: Ressa bekommen einen Lorbeer-Kranz aufs Haupt und dann ziehen alle von Bar zu Bar, um mit Freunden und Familie pro Seco zu trinken und Häppchen zu essen.

00:06:24: Das nennt sich Renfresco di Lauria und ist für die Gastronomen in Studentenstädten wie Padua, Bologna, aber auch Venedig immer eine lukrative Sache.

00:06:35: Venedig?

00:06:37: Ja, auch Venedig ist eine Studentenstadt mit fast dreißigtausend Studenten, die Hälfte der Einwohner.

00:06:42: zumindest der Altstadt.

00:06:44: Nur nimmt man sie im touristischen Trubel kaum wahr.

00:06:48: Und die Studenten haben natürlich ihre Strategien, sich dort zu treffen, wo wenige Touristen sind.

00:06:53: Und viele Studenten leben auf dem Festland, weil es da preiswerter ist.

00:06:58: Dennoch, Venedig ist seit jeher eine Studentenstadt.

00:07:02: Besonders berühmt ist übrigens die Architekturfakultät, wo auch mein Schwager studiert hat, der Glückspilz.

00:07:09: Warum?

00:07:10: weil man in Venedig ja mehr als tausend Jahre Architekturgeschichte praktisch an jeder Ecke sieht, vom byzantinischen zur Gotik und Renaissance bis zum modernen Brutalismus.

00:07:22: Ich rege mich immer sehr darüber auf, dass gerade Journalisten immer von einer toten Stadt sprechen.

00:07:27: Stimmt nicht.

00:07:28: Die müssen nur mal genauer hinschauen.

00:07:35: Reden wir nun über ein Thema, das immer heiß diskutiert wird.

00:07:39: Kinder in Restaurants.

00:07:41: Denn es ging eine Meldung durch die deutschsprachige Presse.

00:07:44: Werden in italienischen Restaurants jetzt Kinder verboten?

00:07:48: Sogar die Süddeutsche Zeitung titelte, eiskalt abserviert, in Italien verhängen Restaurants Zutrittsverbote für Kinder.

00:07:58: Also immer mit der Ruhe, liebe Süddeutsche Zeitung.

00:08:02: Ein Restaurantbesitzer, ich wiederhole, einer, verweigerte einer Familie mit fünfjährigem Sohn am Adriaort Milano Marittima den Zutritt.

00:08:12: Vorhin auch gegoogelt, in Italien gibt es etwa dreihundertfünfzig tausend Bewürdungsbetriebe.

00:08:18: Daraufhin hat sich der Vater aufgebracht an die Pressegewandt, die Geschichte schlug Italien weit Wellen, auch der Bürgermeister meldete sich zu Wort.

00:08:27: Das Verhalten des Gastronomen sei für den berühmten Badeort nicht hinnehmbar.

00:08:32: Aber der Gastronom verteidigt sich.

00:08:34: Unsere Gäste entscheiden sich für unser Lokal, weil sie Ruhe haben wollen.

00:08:38: Deswegen bleiben kleine Kinder draußen.

00:08:41: Dann gab es doch noch ein zweites Beispiel.

00:08:43: In der Osteria del Sol in Bologna, übrigens, und damit eines der ältesten Restaurants Italiens, wechselte eine Mutter, ihrem Baby, die Windeln mitten auf dem Tisch.

00:08:59: Nicht so fast.

00:09:00: Seitdem hat der Inhaber das Schild eines durchgestrichenen Kinderwagens vor die Tür gehängt.

00:09:05: Es handele sich allerdings nicht um ein echtes Verbot, zu der Inhaber, sondern lediglich um eine Empfehlung, die Kinder doch lieber einfach zu Hause zu lassen.

00:09:15: Und wer kann es ihm nach so einem Vorfall bedenken?

00:09:19: Es ist wie mit den Hunden in Restaurants aus Folge vier.

00:09:22: Es kommt einfach auf gesunden Menschenverstand an, auf beiden Seiten.

00:09:30: Lieber Stefan, seit du deinen Podcast hast, gehört es inzwischen zu unserem Ritual, auf der Fahrt nach Grado, Radio Adria zu hören und die Vorfreude anzuheizen.

00:09:39: Oft unterbrechen wir, um das Gehörte zu diskutieren, Tipps und Neues zu recherchieren.

00:09:44: Unser erster Stopp ist immer die erste Raststätte nach Villach für einen Café und Brioche à la Crema.

00:09:50: Auch die achtzehn Fragen haben wir durchgespielt.

00:09:53: Was mich zum Punkt meines Schreibens bringt, nämlich die Italiener, Essen und die Kinder.

00:09:59: Du hast nach Geschichten gefragt.

00:10:01: Natürlich haben wir da auch unsere Erlebnisse, was nicht wundert.

00:10:05: Wir haben die letzten Jahre in der Schweiz gelebt, dessen Restaurants nicht gerade für ihre Kinderfreundlichkeit bekannt sind.

00:10:11: Unsere Tochter kam in unserem ersten Jahr in Grado hier einmal zu mir, damals zehn, und traurte mir zu, dass sie sich große Sorgen mache, bald entführt zu werden.

00:10:22: Ich war entsetzt und vorstatt nach dem Grund.

00:10:25: Sie teilt mir mit, dass sie von ganz vielen Erwachsenen angesprochen und angelächelt würde.

00:10:29: Auch Geschenke waren ihr angeboten worden.

00:10:32: Ihre einzige Erklärung, die machen das, weil sie etwas von mir wollen.

00:10:36: In der Schweiz passiert so etwas nämlich nicht, was mich damals nachdenklich gemacht hat.

00:10:41: Wir hatten dann auch die Diskussion mit Italienern, ob und wie viel Verwöhnen gut für ein Kind ist.

00:10:47: Die Antwort unserer Gäste mit entsetzten Gesichtern, man kann noch ein Kind gar nicht zu viel verwöhnen.

00:10:53: Mir ist das als Kindertherapeutin lange nachgegangen und hat meine Arbeit und meine innere Haltung sehr verändert.

00:11:01: Wie anders sind wir da in Deutschland geprägt?

00:11:03: Dabei stimmt es, man kann nicht zu herzlich sein.

00:11:06: Das schließt Grenzen ja gar nicht aus.

00:11:08: Diese stellt das Leben von alleine.

00:11:11: Mittlerweile kennt und genießt sie es.

00:11:13: Sie wird in unserem Stammlokal in Aquileia wie eine Prinzessin behandelt.

00:11:17: Man kocht nach ihren Wünschen und, weil sie sich mittlerweile auch mit Notizen voller Komplimente zum Essen auf Italienisch vorbereitet und auch Kund gibt, wird sie immer wieder mit Geschenken überrascht.

00:11:28: Doch auch schon bevor sie selbst in ausgesuchter Höflichkeit erkenntlich zeigen konnte, bekamen sie Geschenke aus der Küche.

00:11:35: Beispielsweise ein spezielles Olivenöl, auf das wir Eltern nur neidisch werden konnten.

00:11:40: Werden wir aber nicht, denn auch wir, speziell ich, genieße diese Art von wertschätzenden Austausch mindestens so sehr wie das Essen.

00:11:49: Niemals entgeht der Chefin, ob ich einen neuen Haarschnitt habe oder besonders gekleidet bin.

00:11:53: Das geht eben auch runter wie Öl.

00:11:56: Wir möchten dir an dieser Stelle sehr für deinen bereichernden Podcast danken.

00:12:01: Danke, liebe Michaela, das geht auch mehr runter wie Öl.

00:12:04: Als Vater zweier Töchter waren unsere Kinder eigentlich immer mit in den Restaurants in Grado und es gab nie Probleme, auch nicht mit den Kindern unserer Freude.

00:12:13: Es ist in Italien, das kann man nicht anders sagen, einfach eine andere Kultur.

00:12:18: Meine älteste Tochter, die die gerade ihren Studienabschluss gemacht hat, war etwas über ein Jahr alt, als Norbert Niederkofler dreifach bestehrend, sie einfach aus dem Kindersitz hob und mit ihr ein paar Minuten durchs Restaurant spazierte.

00:12:32: Irre.

00:12:33: Als sie noch sehr klein waren und eines doch mal zu quengeln begann, schob Papi sie sofort vor die Tür und drehte eine kleine Runde.

00:12:41: Profitipp, das ruckelnde Kopfsteinpflaster in Gradus Gentro Storico, ist eine echte Einschlafhilfe.

00:12:50: Was ich neuerdings immer öfter erlebe, die Kinder bekommen ein Tablet vorgesetzt und spielen Spiele oder schauen irgendwelche Serien.

00:12:58: Ich finde, das ist keine Idealösung, ich will aber auch nicht den Zeigefinger heben.

00:13:02: Dauerhaft ist das aber, denke ich, keine gute Idee.

00:13:06: Den Vogelschoss aber die französische Familie in Venedig ab, die am Nebentisch für ihre kleinsten Peppa Pig in voller Lautstärke laufen ließ.

00:13:16: Da hat dann euer liebster Adria Podcaster doch etwas sagen müssen.

00:13:22: Und die Franzosen haben es auch eingesehen.

00:13:25: Die wichtigsten Schlagzeilen.

00:13:29: Ich hatte es schon in meinem Blog postausitalien.com.

00:13:33: Aber die Geschichte ist einfach zuspannend.

00:13:35: Muss Gradus Historie umgeschrieben werden?

00:13:39: Darauf könnten Uferbefestigungen aus der Römerzeit hindeuten, die bei Arbeiten an Wasserrohren in der Nähe des Hafens gefunden wurden.

00:13:47: Denn wann Gradu gegründet wurde, ist umstritten.

00:13:51: Der Name Gradus, Stufe, aber auch Anlegestelle, könnte zwar auf einen römischen Hafen hindeuten, der im zweiten Jahrhundert vor Christus entstanden sein soll und möglicherweise gab es seit dem Jahrhunderts siebzig nach Christus sogar ein römisches Militärlager.

00:14:09: Doch bisher fehlten konkrete Beweise.

00:14:13: Manche Archäologen gehen davon aus, dass Grado als echter Ort erst entstand, als Attila das Festland verwüstete und die Insel zwischen Lagune und Meer, den flüchtenden Schutzboot.

00:14:25: Darum sollten auch, so jene Experten, die Menschen zur Blüte des römischen Reichs aus dem prächtigen Aquilea auf eine karge Insel ziehen.

00:14:34: Also aus einer großen Stadt mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten, darunter fließendem Wasser und einer funktionierenden Kanalisation auf einen Wind um tosten Flecken kilometerweit im Meer.

00:14:46: Oder gab es schon damals Hippies und Aussteiger, die den Stress der Zivilisation hinter sich lassen wollten?

00:14:52: Doch die schon-zwei-tausend-einundzwanzig gefundenen Befestigungen deuten tatsächlich auf die Römerzeit hin und sollen teilweise aus dem ersten Jahrhundert stammen.

00:15:03: Das haben ganz aktuelle Studien der Universität Bologna gemeinsam mit Archäologen aus dem Friaul ergeben.

00:15:09: Nun werden die Ausgrabungen intensiviert, denn Hippies treiben keine Holzstämme in schlammigen Grund.

00:15:17: Lag hier tatsächlich eine waschechte Römer-Siedlung samt Hafen?

00:15:22: Wer sich die Karte Gradus anschaut, der erkennt.

00:15:25: Die Insel wäre ein idealer Vorposten, um die obere Adria zu kontrollieren und die damals wichtige Handelsroute von Aquileia nach Ravenna gegen Piraten aus Istrien und Dalmatien zu sichern.

00:15:39: Was ebenfalls für eine frühe und bedeutsame Besiedlung spricht, schon im vierten Jahrhundert wurden in Grado-Kirchen errichtet, also Jahrzehnte vor den Angriffen der Hunnen im Hinterland.

00:15:51: Das ist hoch interessant.

00:15:53: Und das sagt jemand, der als Jugendlicher zu viel Indiana Jones gesehen hat und überall Geheimnisse vermutet.

00:15:59: Gibt es in gerade noch ganz viele Überreste und Schätze, aus der Römerzeit zu entdecken?

00:16:04: Mein Tipp für euch ist das archäologische Museum in Aquileia, das bis vor wenigen Jahren eine bessere Rumpelkammer war, nun aber umgebaut und restauriert wurde.

00:16:15: und auf vier Stockwerken die bedeutendste archäologische Sammlung Nord-Italiens beherbergt.

00:16:21: Ein guter Tipp auch bei Regen und auch für Kinder.

00:16:25: Und danach einen guten Café im Mosaico gegenüber der Basilika und der Tag ist perfekt.

00:16:38: Wisst ihr, was ein Pentito ist?

00:16:41: Das ist einer, der gegen die Mafia oder eine andere Verbrecherorganisation aussagt.

00:16:46: also sich gegen die eigene Familie stellt und dafür straffrei davon kommt.

00:16:52: Bloß hat er dann ein Problem.

00:16:55: Pentito heißt Reujender und er wird vom Staat versteckt, mit einer neuen Identität ausgestattet, bei besonders drastischen Fällen wird sogar mit Gesichtsoperation gearbeitet.

00:17:07: Und die Geschichte des Gradeser Pentiten ist allzu tragikomisch, um nicht erzielt zu werden.

00:17:13: Wir sind wieder, ihr merkt es, in unserer True Crime Ecke.

00:17:17: Also, ein Pentito wurde hier in Grado versteckt, bekam eine neue Identität, arbeitete in einer Pizzeria.

00:17:25: Und welcher Ort könnte friedlicher als Grado sein, unsere Insel der Seligen?

00:17:31: Bloß hatte der Pentito ein Problem.

00:17:34: Er konnte einfach nicht von seiner Spielsucht lassen und bald stand er überall in der Kreide.

00:17:41: Er brauchte dringend Geld.

00:17:43: Was tun?

00:17:44: Er überfiel die Sparkasse in Grado, stellte sich dabei so dilettantisch an, dass er auf der Flucht seinen Mantel verlor und nach wenigen Minuten geschnackt wurde.

00:17:54: Im Gegensatz zu dem, was uns Hollywood erzählen will, sind Menschen, die sich mit der Mafia einlassen, nämlich oft nicht die Klügsten.

00:18:02: Jedenfalls flog die ganze Geschichte auf, klar, er sitzt jetzt im Gefängnis und wir können nur hoffen, dass es ihm gut geht.

00:18:12: Wir gehen lieber wieder in unsere Bar.

00:18:14: Hier kommt ein Kapitel aus Alle weg, einem neuen Buch über den Winter an der Adria.

00:18:21: Pino und der Esel.

00:18:23: Ich habe in Grado zwei, drei gute Freunde, die lieber tot über ihrem Gartenzaun hängen würden, als je einen Fuß in Pinos Bar zu setzen.

00:18:34: Das erstaunt mich sehr, denn ich halte sie, wie gesagt, für gute Freunde.

00:18:38: Und die Leidenschaft ihrer Ablehnung überrascht mich.

00:18:42: Wenn ich nachfrage, können Sie es selbst nicht zu Recht erklären.

00:18:45: Sie finden Pinos Bar irgendwie schier.

00:18:48: Ein österreichisches Wort, das mir gut gefällt, weil es genau das aussagt, nachdem es klingt.

00:18:55: Ein bisschen schäbig, ein bisschen schmutzig, ein bisschen abgelebt.

00:19:00: Hier ist meine These.

00:19:01: Sie, Gradeser allesamt, wollen, dass Kratos sich entwickelt, dass es schick und mondän wird, dass es zu einem erweiterten Ausgefüttel von Triest, Udine oder gar Meiland wird, dass es in Augenhöhe mithalten kann.

00:19:16: Sie wollen gewissermaßen ein Teil der Bella Gente werden und keine Kulissen schieber.

00:19:22: Sie wollen, dass bloß niemand in den Verdacht kommt, man würde ein hinterweltlerischer Torfstecher und Muschelsucher sein.

00:19:30: Und eines ist sicher.

00:19:32: Pinos Bar ist tatsächlich genau das Gegenteil einer leuchtenden Zukunft, sondern ein angenehm, tief in die Scholle eingelassener, stolz in der Gegenwart verweilender Monolith.

00:19:45: Klar, dass in Pinos Bar nicht immer die Ott-Volet aufläuft.

00:19:49: Klar, dass die etwas abgestoßenen Tische und die welligen Fotos an den Wänden jeden Stararchitekten zu Suizid-Gedanken treiben würden.

00:19:58: Klar, dass die Bedienungen hinterm Tresen Igor, Lucia, Susanna nicht sofort einen perfekten Gintonic-Mixen können.

00:20:07: Und selbst beim Aperol Spritz haben sie gewisse Schwierigkeiten.

00:20:11: Klar, dass es hier keine romantischen Ausblicke auf mehr Lagune und Fischerhafen

00:20:15: gibt,

00:20:16: sondern nur auf den Dönerladen gegenüber und den Minigolfplatz im Park.

00:20:21: Klar, dass der ewig plärende Fernseher stört.

00:20:25: Klar, dass die Scheiben zur Hauptstraße immer etwas beschlagen sind, vor allem im Winter.

00:20:31: Aber ich glaube, dass es in Bars wie diesen die echten Geschichten aufzuspüren gibt.

00:20:38: Tiefe statt Oberflächlichkeit trotz aller Risse im Viernis, die vielleicht ja erst den wahren Kern freilegen.

00:20:46: Wer tief eintauchen will, darf nicht nur schüchtern den Fuß ins lauwame Wasser halten, also eine Bar frequentieren, die in ihrem Angebot und ihrer Perfektion überall gar international reussieren könnte.

00:21:00: Solche Bars gibt es in Grado und sie sind randvoll mit Urlaubern aus Mailand.

00:21:07: Doch das ist nichts für mich.

00:21:08: Das ist mir alles zu beliebig, zu glatt, zu weich gespült.

00:21:12: Wie schon Werner Herzog sagt, der Poet darf den Blick nicht abwenden.

00:21:19: Und Claudio Margris, der größte von allen, ergänzt.

00:21:23: Das Leben lässt sich von Kitschromanen und Farbfilmen bezaubern.

00:21:27: und ist deswegen eher von den Pferderinnen in Escott als von dem Esel auf der Landstraße fasziniert.

00:21:34: Doch ist die Poesie von größerem Genie als das Leben und kann daher die Würde des Esels besingen.

00:21:41: Ein Esel und kein Rassetpferd wärmt das Jesuskind im Stall.

00:21:48: Ist das nicht schön?

00:21:49: Ich will die Imperfektion den Geruch nach verbranntem Toast nach verschüttetem Wein.

00:21:55: Ich will die eklektische Mixtur der Stammgäste, den raueren Ton der durchgewürfelten Gäste aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten.

00:22:03: Ich will ganz sicher kein Pferde rennen in Escort.

00:22:07: Schon deswegen, weil meinem Quadratschädel Hüte einfach nicht stehen.

00:22:18: Und jetzt geht es zum Radio-Adria-Fragebogen.

00:22:22: Mein Gast dieses Mal ist Stefania Lettini, ein absolutes Multitalent.

00:22:28: Ihr kennt sie vielleicht als ZDF.

00:22:30: Fernsehköchen bei Vollekanne.

00:22:32: Sie betreibt den Feinkosthandel Lettinis und beliefert zwanzig ausgewählte Händler.

00:22:37: Und gerade hat sie ein Buch über Apulien geschrieben.

00:22:40: Meine italienische Lieblingsregion neben Friaul Julisch-Venetzchen natürlich.

00:22:45: Amore per Puglia heißt es, mit sehr gut nachzukochenen Rezepten.

00:22:51: Und nicht zu vergessen, auch Apulien liegt mit fünfhundert Kilometern Küstenlinie an der Adria, wenn auch im äußersten Süden.

00:23:00: Alle Infos zum Buch und wie ihr ihr folgen könnt findet ihr in den Show-Notes.

00:23:04: Ui, das war Einsatz mit zweimal ihr hintereinander, aber doch korrekt.

00:23:09: Also liebe Stefania, los geht's.

00:23:12: Deine Lieblingspasta.

00:23:13: Eure

00:23:14: Keptailpommodorung mit so richtig guten Tomaten, die so auch wirklich nach Tomate schmecken.

00:23:20: Ganz viel Olivenöhe, ganz viel Basilikum und obendrauf grob geriebener Katschow gekämpft.

00:23:26: Dafür lasse ich wirklich jedes Steak und jeden Trüffel stehen.

00:23:30: wenn es frische Zitronen aus Sizilien oder vielleicht auch sogar von der Amalfi-Küste gibt, dann spagetti alimone.

00:23:37: Nur den Saft, ein bisschen Abrieb, ein bisschen Parmigiano Reggiano und eine gute Aster aus einer Manufaktur, die langsam trocknet.

00:23:45: Die Stärke in Nudelwasser, die bringt dann auf jeden Fall die ganz pure Magie.

00:23:50: Wenn du sie dann mit den Zutaten verheiratet bist du im Himmel.

00:23:54: Halleluja, Pasta.

00:23:56: Ja, das ist einfach ein Glücklichmacher.

00:23:59: Deine italienische Lieblingsstadt.

00:24:01: Rom und Monopolin.

00:24:03: Meine zwei großen Lieben.

00:24:05: Rom, weil ich da natürlich geboren wurde.

00:24:07: Ich erinnere mich an Pizzer bei Barfetto, an den Campo di Fiori mit seinen bunten, duftenden Marktständen und an lauwarme Kostate am Nachmittag.

00:24:16: Rom ist, Bella Figura machen, aber auch ganz authentisch eine Catruipepel genießen.

00:24:21: Rom ist wie eine lebendige Museum irgendwie für mich, das dich ständig zum Deutsche Fagnente einlädt.

00:24:27: sitzen, beobachten und staunen.

00:24:30: Die Grandetzer von Rom, die verzaubert mich immer wieder.

00:24:34: Und dann, ja Monopoly, das ist irgendwie das ganz andere Gegenteil.

00:24:39: Und doch ist es so vertraut.

00:24:41: Ich liebe die Nähe zum Meer, den Luft von Salz in der Luft, das Leben zwischen Fischerboten und Apparativo.

00:24:49: Monopoly hat auch inzwischen ein internationales Flair.

00:24:53: völlig abgefahrene, tolle, kreative, großartige Gastronomie.

00:24:57: Und trotzdem hat es seine Bodenständigkeit einfach bewahrt.

00:25:02: Die Mischung aus Welt und Dorf, aus Genuss und Gelassenheit, ja, das ist für mich echtes Italien.

00:25:08: Und ehrlich gesagt, naja, jede der zwanzig Regionen Italien zahlt ihre eigene, wundervolle Stadt.

00:25:14: Genau das macht halt Italien auch so spannend.

00:25:16: Und Italien wird halt einfach nie langweilig.

00:25:20: Dein italienischer Lieblingsurlaubsort.

00:25:23: Ich bleibe in der Nähe von Monopoly.

00:25:25: Am liebsten miet ich mich in einer schönen Maserie ein oder ich miete mir einen Trollum.

00:25:30: Umgeben von alten Olivenbäumen, aber trotzdem ganz nah am Meer.

00:25:34: Da weht die salzige Luft durch die offenen Fenster.

00:25:37: Morgens hörst du nur das Zwitschern der Vögel und mittags fährst du runter ins Wasser, isst eine Fokaccia und springst ins Meer.

00:25:45: Das ist dieser Mix aus Ruhe und Lebensfreude, aus Natur und Genuss, der mich immer wieder zurückbringt.

00:25:52: Und ehrlich, wenn du einmal unter apulischen Sterne gegessen hast, verstehst du, warum ich ein Morge per Puglia geschrieben habe.

00:26:00: Gibt es ein italienisches Gericht, das du nicht so gern magst?

00:26:03: Oh ja, Tripper und Lamprodotto.

00:26:06: Ich weiß, für viele sind das Heiligtümer, aber für mich ist das eher kulinarischer Blut als Genuss.

00:26:13: Ich habe es probiert, in Rom, in Florenz, einmal mit voller Überzeugung, einmal mit höflichen Läckchen.

00:26:18: Aber ehrlich gesagt, ich bleibe lieber bei allem, was noch schwimmt, wächst, so da aus dem Ofen kommt.

00:26:23: Ich sage es immer so, ich liebe Italien über alles.

00:26:26: Aber unsere Freundschaft hat auch ihre Grenzen.

00:26:29: Deine erste Erinnerung an Italien.

00:26:32: Wenn ich an meine erste Erinnerung an Italien denke, dann sehe ich Rom.

00:26:35: Was Rattern der Westbars stimmen, die durcheinander rufen.

00:26:38: Und dieser unverwechslbare Duft von Olivenöl war ein Brot in der Luft.

00:26:43: Die Ministerin ohne meiner Kindheit war mehr als Suppe.

00:26:46: Sie war das Herz des Hauses.

00:26:48: Dieses leise Zwischen in das Öl in der Pfanne tanzt, das war Musik.

00:26:52: Um war laut lebendig, manchmal chaotisch, aber irgendwie zu Hause, immer voller Liebe und ganz viel Geschmack, wenn mein Papa gekocht hat.

00:27:02: Und bis heute ist das für mich halt Italien.

00:27:04: Wärme, Einfachheit und diese Art, das Leben mit allen Sinn zu genießen.

00:27:10: Wenn du zu Hause bist, was gehört für dich zu einem italienischen Abend?

00:27:15: Ja, ein italienischer Abend beginnt für mich auf jeden Fall mit Musik.

00:27:18: Manchmal Jazz, falls ihr es noch nicht kennt, das neuste Eilbogen von Tibrona, Italien.

00:27:23: Nicht richtig gut, weil es einfach an Traum ist, charmant, fein und eher auch eine wirklich bellissima Persona, wie wir sagen würden.

00:27:33: Oder ich höre eine Spotify-Playliste von der jenischen Klassikern.

00:27:38: Das hat mich auch inspiriert, meine eigene Playliste zu machen, die wir auch in Buch verlinkt haben.

00:27:43: Lavita Ebella.

00:27:44: Und ganz ehrlich, es sind zwar Klassikern, aber die kann ich halt immer wieder hören.

00:27:48: Egal was passiert.

00:27:50: Auf den Tisch stehen dann kleine Antipasti.

00:27:52: irgendwie Oliven oder eingeläffte Ortischocken, Käse in vielen Varianten, aufgeschnittener Schinken, mehrere Varianten von Salamis und natürlich ganz viel Literalli.

00:28:04: Alles, was man einfach so herrlich picken kann, bevor es dann richtig losgeht.

00:28:09: Wenn ich Zeit habe, dann gibt es für meine Gäste, Hamidjana, die Melanzane, Mamma Mia.

00:28:14: Das ist wirklich eine Rezept, wie dass ich alles stehen und liegen lasse.

00:28:18: Und wenn es schnell gehen soll, dann gibt es einfach eine Spaghetti A-O-P, also Alio, Gepäpe und Chino.

00:28:23: Ganz simpel, ehrlich oder perfekt.

00:28:25: Unperfekt natürlich.

00:28:27: Zum Abschluss dann ein Tiramisu, auch das natürlich wieder, wenn ich viel Zeit habe vorher.

00:28:33: Oder einfach frisches Obst, Obst der Saison.

00:28:36: Und im Sommer, tja, dann am allerliebsten einfach nur Wassermelone.

00:28:41: Wassermelone mit Zitrone ist übrigens eine Kombination, die ich ja von einem Freund gelernt habe, Leo.

00:28:47: aus Apulien und das ist einfach eine mega hammer Idee.

00:28:51: Und am Ende gibt es natürlich immer Espresso, ohne den ist einfach ein italienischer Arm für mich nicht komplett.

00:28:59: Was vermisst du daheim am meisten von Italien?

00:29:02: Am meisten fehlt mir die Wärme, nicht nur die Sonne, sondern auch einfach die Wärme der Menschen.

00:29:08: Dieses Lächeln auf der Straße, auch bei Fremden, dieses leichte, unkomplizierte Miteinander.

00:29:14: Ein kurzer Blick, ein freundliches Board und schwund fühlt sich alles ein bisschen heller an.

00:29:19: Hier läuft vieles auf Effizienz und Planung.

00:29:22: In Italien läuft es so einfach.

00:29:24: Ich vermisse diese Leichtigkeit, dieses Tranquilla.

00:29:28: Dieses Gefühl, das Zeit nicht gemessen, sondern halt auch, ja, geteilt wird.

00:29:33: Und genau das versuche ich einfach, seit zwanzig Jahren im Letinis umzusetzen.

00:29:37: Es ist unser kleines Italien in Düsseldorf, es ist eine Oase der Entschleunigung.

00:29:42: Ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, genießen, lachen und sich für einen Moment fühlen, als wären sie in Italien.

00:29:50: Das, was ich also so oft vermisse, das versuche ich mir jeden Tag hier ein Stück zurückzuholen.

00:29:57: Ich muss aber sagen, je älter ich werde, desto stärker merke ich.

00:30:00: Ich muss immer öfter runter ins Bellpaese, um sozusagen einfach immer wieder meine Akkus aufzutanken.

00:30:08: Was machst du immer als erstes, wenn du zurück in Italien bist?

00:30:12: Das allererste, was ich mache, wenn ich zurück in Italien bin.

00:30:15: Okay.

00:30:18: Ja, ich glaube, auf jeden Fall eine Espresso an der Bar, im Stehen natürlich, zwei Schlucke, zack, zack, ein kleines Buon Giorno.

00:30:25: Und dann bin ich wieder auf dem ersten Frequenz-Modus in Bella Italia.

00:30:31: Dann wird ich durchgeatmet und dann versuche ich alles aufzusaugen.

00:30:35: Das Licht, das Meer, die Stimmen.

00:30:37: Alles ist plötzlich wieder ganz vertraut.

00:30:40: Meist versuche ich dann direkt ans Wasser zu fahren, wenn es möglich ist.

00:30:44: Setze mich dann kurz hin und schau einfach nur aufs Meer.

00:30:47: Kein Handy, kein Plan.

00:30:49: Und brenz ehrlich, einfach nur diese Stille und diese salzige Luft.

00:30:54: Und dann kommt für mich einfach immer direkt das Gefühl, ich bin wieder angekommen zu Hause, aber auf

00:31:02: Italienisch.

00:31:06: Also es gibt... Ganz, ganz viele, aber ganz ehrlich, bei Volare, da geht mir automatisch immer das Herz auf.

00:31:13: Kitschig, vielleicht ein bisschen, aber das ist halt ein Song, der ist irgendwie wühlen als Presse, der funktioniert einfach immer.

00:31:20: Beispielsweise haben wir bei unserem Candlelight-Shopping, das ist immer der letzte Samstag im Dezember, dann haben wir unsere Gäste ein von siebzehn bis zwanzig Uhr mit uns bei Kerzenlicht die letzten Weihnachtsgeschenke zu shoppen.

00:31:31: Und traditionell singen wir immer ganz zum Abschluss dann zehn Weihnachtslieder, wobei ich ein Lied eingeschmuggelt habe, das ist das Lied eben von Domenico Modugno.

00:31:41: Und das ist total herrlich, wenn alle dann so ganz inbrünstig dieses Lied mit Trellern.

00:31:47: Ja, und das ist... Das ist für mich halt einfach so, ja, jetzt beginnt für mich Weihnachten und so ein sehr, sehr schöner Abschluss einer sehr, sehr stressigen Zeit.

00:31:57: Dann ist es aber auf jeden Fall, da muss ich noch eins, zwei muss ich noch ergänzen.

00:32:01: Einmal Caruso von Lutto Dalla, dann bekomme ich jedes Mal Gänsehort.

00:32:04: Das ist irgendwie einfach Stimme, Sehnsucht, Italien in komprimierten zwei Minuten.

00:32:10: Und dann Last but not least von Adriano Celentano, ein kleiner Geheimtipp vielleicht.

00:32:15: La terra zaguerra mondiale.

00:32:18: Das ist wirklich bam, absolut Feuer pur, nicht nur im Sommer, sondern eigentlich immer, wenn ich Energie brauche, schmeiße ich dieses Lied an, weil es halt einfach so richtig ganz, ganz viel Dynamik und Energie hat.

00:32:33: Das liebe ich, das ist richtig, richtig gut.

00:32:37: Naja, das schönste Buch über Italien, ehrlich gesagt, das entsteht irgendwie jedes Mal neu mit jeder Reise, jedem Gespräch, dem Tellerpasta und dem Blick aufs Meer.

00:32:46: weil ich natürlich auch gerne selber viel, viel schreibe.

00:32:49: Und ich liebe Bücher, die halt Italien nicht nur erklären, sondern spüren lassen.

00:32:54: Dazu gehören deine Bücher natürlich absolut dazu, lieber Stefan.

00:32:58: Denn deine Geschichten sind wie ein Apparativo.

00:33:01: Ganz leicht, charmant, ehrlich und immer ein Schuss Sehnsucht.

00:33:07: Und manchmal ist das beste Italienbuch aber einfach das, was man halt selber schreibt.

00:33:11: In seinem Herzen, mit der Erinnerung.

00:33:13: Gutes und Momenten, die nach Sonne uns ganz viel und lieben Müllduchten.

00:33:22: Oh ja, okay, also ich gestehe.

00:33:24: Ich habe tatsächlich Mike Jesus auf eine Pasta mit Fisch gestreut.

00:33:29: Der Klassiker und zugleich ein absoluter Krelik.

00:33:32: Der Kenner hat mich angesehen, dass ich in Italienisch verpasst und zerriffen.

00:33:37: Und weißt du was, ich mache es immer noch.

00:33:39: Ich mache es auch immer wieder, weil ich halt ein absoluter Parmesanister-Fan bin.

00:33:43: Genau.

00:33:44: In Parmigiano, also im Spiel ist dann mit bei mir ehrlich gesagt die Vernünftung auch, denn das ist für mich absolute Liebe in geriebener Form.

00:33:53: Gibt es eine Begegnung oder eine Szene mit Italienern, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

00:33:58: Eine, die mich bis heute beeindruckt ist, die Begegnung mit Pietro Zito.

00:34:03: Das ist ein Mann, der seit über dreißig Jahren in seinem Restaurant an Zicki Sapori kocht, direkt neben seinem Garten, in dem einfach alles wächst.

00:34:12: was später auf den Teller kommt.

00:34:13: Bei ihm ist echt nichts Show.

00:34:16: Wirklich alles total echt.

00:34:18: Ich erinnere mich, wie er durch die Reihen seiner Gemüsebete ging.

00:34:22: Jede Pflanze kannte und dabei sagte, die Erde spricht, Stefania.

00:34:27: Du musst einfach nur zuhören.

00:34:29: Dieser Satz hat sich irgendwie eingebrannt.

00:34:32: Er steht für das, was ich an die Kalin so liebe.

00:34:34: Diese Demut, diese Leidenschaft, dieses tiefe Verständnis für das, was irgendwie wirklich zählt.

00:34:41: Und dann gibt es natürlich noch so viele andere Menschen, die mich inspirieren, berühren, begeistern.

00:34:47: Das ist eigentlich mein größtes Geschenk in meiner Arbeit, dass ich so viele wunderbare Menschen treffen darf und eben diese besonderen Momente genießen darf.

00:35:04: Oh ja, das war in meiner Kindheit.

00:35:06: Wir machten Urlaub in Kaorle auf einem klassischen Campeggio.

00:35:10: Eines Tages stand ein Tagesausflug nach Venedig auf dem Plan.

00:35:14: Haakplätze waren damals schon rar, also von hier Richtung Inseln und sahen links einen großen Platz, auf dem in Windeseile Autos rein gewunken wurden.

00:35:24: Perfektor, dachten wir.

00:35:25: Für Zehntausend Leere pro Person gab es sogar einen Wassertaxi nach Venedig und wir waren begeistert.

00:35:31: Ich erinnere mich noch, wie hektisch alles zu ging, aber ich war froh, dass der Streit meiner Eltern etwas backen nun tatsächlich vorbei war.

00:35:40: Nach einem wunderschönen Tag in Venedig, voller super leckerer Traminsini und natürlich ganz vielen Tauben auf dem Markusplatz, die ich verseuchten durfte, kam wir zurück und der Parkplatz war leer.

00:35:52: Komplett leer.

00:35:54: Es war also ein illegaler Parkplatz, der mal eben umgewandelt worden war und alle Autos waren abgeschleppt.

00:36:01: Da wusste ich dann auch, warum das Einparken so schnell gehen musste.

00:36:05: Typisch Italien, ein bisschen Chaos, aber eine Geschichte, die man irgendwie nie vergisst.

00:36:10: Das perfekte Getränk zum abendlichen Blick aufs Meer.

00:36:14: Ein Glas Rosato, leicht gekühlt am liebsten aus Locorotondo.

00:36:18: Dieser Duft von Sommer, ein bisschen Salz in der Luft, das Licht, das langsam weicher wird und dann dieser erste Schluck.

00:36:25: Dieses Licht ist auch einfach das, was ich in der Prühe einfach so magisch finde.

00:36:30: Irgendwie strahlt man ganz anders.

00:36:32: Es ist einfach so sanft und so.

00:36:35: Entschleunigend.

00:36:37: Und da brauchst du einfach keine großen Worte.

00:36:39: Nur Stille und das Meer.

00:36:41: Und wenn ich ganz ehrlich bin, es geht gar nicht ums Getränk.

00:36:43: Ich glaube, es geht dann einfach um die Kombination und einfach eben genau diesen Moment.

00:36:50: Dein Geheimtipp an der Adria-Küste?

00:36:52: Ich war letztes Jahr auf der Durchreise und war ganz angetan, ehrlich gesagt, von Senegal, ja.

00:36:58: Ein wunderschöner Ort, charmant, lebendig und mit einem ganz besonderen Rhythmus.

00:37:04: Arbeit war ein Herz, sieht mich immer wieder in Richtung Süden.

00:37:07: Noch ein bisschen weiter Richtung Süden.

00:37:09: Ein ganz magischer Ort, den ich absolut empfehlen kann, ist das Trabucco di Mimik im Gargano.

00:37:16: Die Anreise ist zwar ein bisschen mühselig, aber dort schläft du einfach direkt und praktisch über dem Meer.

00:37:24: Und die Wellen sind im Endeffekt das, was dich in den Schlaf sinkt.

00:37:31: schlummern lässt, wie ein gute Nachtlied.

00:37:34: So könnte man es ganz gut beschreiben.

00:37:37: Oder das Borgo San Marco in Fasano, wenn wir noch ein bisschen weiter südlicher fahren.

00:37:41: Das ist für mich so ein magischer Ort voller Geschichte.

00:37:44: Ganz viel apkulischer Ruhe.

00:37:46: Und die, ja, einfach die Ausstrahlung hat die einen sofort erdet.

00:37:52: Und dann sind dann natürlich diese ganzen kleinen Beachclubs einfach herrlich.

00:37:59: Aus der Gegenwart oder Vergangenheit würdest du gerne mal einen Kaffee trinken gehen.

00:38:05: Mit Massimo Bottura.

00:38:07: Ganz ohne Zweifel.

00:38:09: Ich bewundere ihn zutiefst.

00:38:11: Was er gemeinsam mit seiner Frau Lara da aufgebaut hat, ist einfach beeindruckend.

00:38:16: Er schafft es Traditionen zu respektieren und sie gleichzeitig komplett völlig neu zu denken.

00:38:23: Außerdem ist sein soziales Projekt Teutelante, worüber ich auch schon in meinem ersten Buch geschrieben habe, ein absoluter Herzensbesuch.

00:38:33: Auf der Wollin Pin durfte ich ihn außerdem jetzt gerade live erleben und er hat das Publikum einfach zum Toben gebracht.

00:38:39: Dieser Mann ist einfach pure Energie, Intelligenz und Leidenschaft.

00:38:44: Er denkt laut, groß und vor allen Dingen aber auch immer mit Herz.

00:38:50: Und was ich besonders schätze, er redet über das Essen nie, als es einfach nur ein Rezept ist, sondern auch als eine gewisse Verantwortung.

00:39:00: Ich glaube, über einem Kaffee mit ihm würde ich einfach nur zuhören, ganz viel lernen und mich einfach inspirieren lassen.

00:39:08: Also Massimo, ich freue mich auf deinen Anruf.

00:39:11: Welcher Ort in Italien fehlt dir noch und steht ganz oben auf deiner Wunschliste?

00:39:16: Also absolut, definitiv Pantelleria.

00:39:19: Diese Insel fasziniert mich irgendwie schon total lange.

00:39:22: Rau ursprünglich ein bisschen geheimnisvoll, Nordfuhr der Wind eben was mehr streicheln und die Erde nach Lava duftet.

00:39:29: Da will ich unbedingt mal hin.

00:39:30: Die Anreise ist einfach nur so ein bisschen kompliziert, deswegen habe ich es noch nicht dahingeschafft, aber es ist auf meiner Bucketlist.

00:39:37: Und dann irgendwie ganz neu aufgepoppt seit einiger Zeit immer wieder Favignana.

00:39:43: leicht, sonnig, türkisblau und zu meiner ersten Assoziation dazu.

00:39:48: Genau, also diese beiden Orte stehen ganz oben auf meiner Liste.

00:39:52: Und dann überlege ich noch, jetzt sind wir wirklich Träume davon, irgendwo mal zwischen Meer und Zitronenbäumen zu übernachten.

00:39:59: Also am liebsten eigentlich an der Malficüste direkt unter den ganzen Zitronen heilen.

00:40:03: Also wenn du da irgendwie einen Tipp haben solltest, dann super, super gerne her mit der Idee.

00:40:09: Dein Italien in drei Worten.

00:40:11: Amore.

00:40:13: Auf jeden Fall.

00:40:15: Bisschen Chaos.

00:40:17: Und ja, jetzt ist die Frage.

00:40:19: Grandetzer oder Belletzer?

00:40:22: Ich glaube Belletzer.

00:40:23: Also Amore auf jeden Fall, weil ohne Liebe in Italien einfach da nichts funktioniert.

00:40:28: Der Chaos, weil eben genau aus ein bisschen Chaos absolut richtig viel Kreativität entstehen kann.

00:40:37: Und

00:40:38: Belletzer, weil Schönheit, das meine ich jetzt nicht mit Schönheit, als Ethik, sondern weil Schönheit einfach in Italien kein Luxus ist, sondern weil es einfach ein Lebensprinzip ist.

00:40:53: Beletzer steckt in einem heller Pasta, genauso wie in einer alten Fassade.

00:41:00: Beletzer steckt aber auch in einem Lächeln von einem Fremden.

00:41:04: oder Beletzer ist auch einfach ein super schönes, anregendes Gespräch auf einer Piazza.

00:41:11: Weil ich glaube, darum geht es auch in Italien oder in meinem Italien.

00:41:16: Es ist nicht perfekt, sondern eher unperfekt.

00:41:20: Es ist ganz lebendig und deswegen ist es immer wieder schön und zieht mich halt einfach immer wieder an.

00:41:32: Klasse, liebe Stefania.

00:41:34: Vielen, vielen Dank.

00:41:35: Ich stand schon nach deiner ersten Antwort hungrig am Kühlschrank und die Liebe zu Monopoly und Umgebung verstehe ich sehr, sehr gut.

00:41:46: So, das war's für heute.

00:41:49: Was gibt es Neues vom Schreibtisch?

00:41:51: Jeden Freitag bekommt ihr von mir die mediterrane Wochenschau auf postausitalien.com mit Neuigkeiten aus Grado und der Adria.

00:42:00: Kostenlos und werbefrei natürlich.

00:42:02: Ihr könnt die mediterrane Wochenschau ganz einfach oben auf der Startseite bei postausitalien.com abonnieren.

00:42:10: Genauso wie diesen Podcast.

00:42:12: Auf Instagram findet ihr mich unter Buch undweilen.

00:42:15: Dort gibt es kleine Filme über mein Leben in Italien.

00:42:19: Dann bleibt ihr auch über alle meine Projekte auf dem Laufenden.

00:42:22: Da fällt mir ein, zwei neue Lesetermine sind reingekommen.

00:42:26: Am dritten, zwölften bin ich zum Signieren in der Buchhandlung Besold in St.

00:42:30: Vaid in Kärnten.

00:42:32: Und am vierten, zwölften lese ich in der Buchhandlung Höllregel in Salzburg.

00:42:36: Der Eintritt ist überall frei und Prosecco gibt es auch.

00:42:41: Jetzt erstmal einen Kaffee bei Pino.

00:42:44: Bis bald und immer schön Deutsche Vita bleiben.

Kommentare (2)

Manfred

Möchte sofort losfahren! Nach Grado und Apulien!! Danke!

Sanne

Hallo, jetzt muss ich doch einmal schreiben: „Schiach“ ist nicht nur ein österreichisches Wort, sondern wird gerade in Altbayern auch sehr oft verwendet. Im Burgenland hatten sie das Wort allerdings nicht verstanden.😉. Schöne Grüße aus dem Chiemgau, Sanne

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